Das Konzert heute begann ausnahmsweise eine Stunde früher. Das Geschehen am Spieltisch wurde mittels dreier Kameras auf Großbildleinwand übertragen und somit für die Besucher sichtbar.
François Couperin veröffentlichte im Alter von rund zwanzig Jahren die «Pièces d’orgues». Die darin enthaltenen Stücke sind in zwei Messen gegliedert, die «Messe pour les paroisses» und die «Messe pour les convents». Michel Bouvard wies darauf hin, dass die Stücke stark vom kurz zuvor verstorbenen Jean-Babtiste Lully beeinflusst sind.
Er spielte letztere Messe komplett durch. Dank der Bildübertragung haben wir viel von seiner Spieltechnik mitbekommen können. Er erledigte alles, inklusive der häufigen Manualwechsel, vollkommen routiniert und sicher. Wir hatten den Eindruck, dass er die Stücke komplett verinnerlicht und daher gut durchdrungen hat.
Ich fühle mich in ein paar Dingen meiner eigenen Arbeit bestätigt:
- Um die Musik zum Klingen zu bringen, muss man die Stücke wirklich gut verstanden haben. Es genügt nicht, sie technisch korrekt wiederzugeben.
- Das Aufrechterhalten des rhythmischen Flusses beim Spielen eines Stückes trägt entscheidend zum Hörgenuss bei. Das gilt auch dann, wenn man Manualwechsel vornimmt.
- Es lohnt sich, die Stücke langsamer zu spielen, als es oft gebräuchlich ist. Sie entfalten dadurch eine ganz andere Wirkung.
- Um eine französische Messe zu spielen muss man nicht zwingend ein Tastenakrobat sein. Allerdings ist ein solider Fingersatz unabdingbar.
Zum Abschluss spielte er noch aus der «Messe des Paroisses» das «Cromorne en taille». Es ist ein ganz außergewöhnliches, melancholisches Stück.
Das war das sechste Konzert der diesjährigen Saison. Sie waren alle von hoher Qualität. Und das heutige wird uns besonders lange in Erinnerung bleiben.