Die Sauer-Orgel in Richelbach

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Ich bin in Richelbach aufgewachsen, einem Dorf in Unterfranken auf einer Höhe von knapp 300 Metern. In der Dorfkirche (»St. Bilhildis«) steht ein Instrument von Wilhelm Sauer. Auf dem Instrument habe ich – mehr oder minder autodidaktisch – in meiner Jugend mein musikalisches Handwerk erlernt.

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Auf einer Radtour 2011 bin ich im Kleist-Park in Frankfurt an der Oder zufällig über seinen Grabstein gestolpert, da ich auf der gegenüberliegenden Straßenseite untergekommen war.

Sauer Memorial in Frankfurt (O)

Sauer Memorial in Frankfurt (O)

Das weitestgehend original erhaltene Instrument passt sowohl vom Erscheinungsbild als auch vom Klang her nahezu perfekt in die neoromanische Kirche. Ursprünglich wurde es jedoch für das Kaiserin-Augusta-Gymnasium in Berlin gebaut und erst 1915 als Gebrauchtinstrument angeschafft.

Die Prospektpfeifen des Prinzipal 8′ bestehen kriegsbedingt aus Zink. Das rechte Feld ist stumm. Hinter dem Prospekt liegt in der linken Hälfte die Lade des ersten und in der rechten Hälfte die Lade des zweiten Manuals. Hinter den beiden stehen in C/Cis-Teilung die Pfeifen des Subbass 16′ des Pedals (oben im Bild kann man sie durch die Prospektpfeifen hindurch sehen).

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Das Instrument ist seitenspielig. Die Traktur besteht aus einer mechanischen Kegellade. Insgesamt ist es recht robust und genügsam in der Wartung. Allerdings würde ihm im gegenwärtigen Zustand eine professionelle Überholung guttun. Für den Spieler deutlich wahrnehmbar ist die Deregulation der Mechanik, die unter anderem durch den unruhigen Verlauf der Tastaturebene sichtbar wird. Einige Pfeifen der Viola Di Gamba sprechen nicht mehr an und müssten nachintoniert werden. Auch eine anschließende Stimmung würde dem Instrument guttun.

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Die Disposition weist es als typischen Vertreter der Romantik aus. Es gibt keine Aliquoten, keine Mixturen, keine Linguale und nicht mal einen 2′. Dafür finden sich unter den 9 Registern ganze sechs Acht-Füße:

Manual I

  • Principal 8′
  • Rohrfloete 8′
  • Viola Di Gamba 8′
  • Octave 4′

Manual II

  • Salicional 8′
  • Gedact 8′
  • Voix Céleste 8′ (ab g’)
  • Flauto Dolce 4′

Pedal

  • Subbass 16′

Die Manuale reichen von C bis f”’. Das Pedal ist flach mit recht kurzen Obertasten, reicht von C bis d’ und ist in der Teilung recht breit. Ich brauche immer erst einen Moment, bis ich mich daran gewöhnt habe. Üblicherweise reichen aber ein paar einfache Übungen, bis ich halbwegs trittsicher bin.

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Als Spielhilfen, die als Fußtritte ausgeführt sind, stehen die üblichen Koppeln plus ein Tutti zur Verfügung.

Bedingt durch die Grundtönigkeit ist man einerseits in der Auswahl der Literatur eingeschränkt. Andererseits klingen alle Register wirklich sehr schön. Es bereitet große Freude, die vielen Achtfüße gegeneinander antreten zu lassen. Die Viola die Gamba näselt so richtig schön dünn vor sich hin und lässt sich gut mit der Rohrflöte kombinieren. Die Voix Céleste, so sie denn schwebend gestimmt ist, ist ein absolutes Highlight des Intrumentes.

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Zum 100. Jahrestag des Ankaufs soll es gerüchteweise demnächst eine kleine Feierstunde geben. Bis dahin muss ich aber erst noch ein wenig trainieren :) .