Heute vor zwei Wochen habe ich drei Werke von Kerckhoven und Pachelbel gespielt. Das Erarbeiten hat ein Dreivierteljahr in Anspruch genommen, und ich bin mit dem Resultat noch nicht ganz zufrieden. Während dieser Zeit habe ich mich intensiv mit den Stücken auseinandergesetzt und eine Menge gelernt.
Abraham van den Kerckhoven (1618-1702)
Die Musik des Organisten aus Brüssel ist zweifelsohne für französische Instrumente geschrieben. Gleichzeitig lassen sich aber auch deutlich die Einflüsse der norddeutschen Komponisten erkennen. Insofern kann er als Brückenbauer zwischen beiden Traditionen gelten.
Viele seiner Werke sind in einer handschriftlichen Sammlung von Jacobus Ignatius Josephus Cocquiel aus dem Jahre 1741 überliefert, die kurz als das »Cocquiel-Manuscript« bekannt ist. Im International Music Score Library Project findet sich davon ein moderner Notensatz.
Fantasia (in c)
Dieses Stück hatte ich bereits letztes Jahr gespielt. Es ist deutlich kürzer als die beiden nachfolgenden und findet sich als Nummer 352 im Cocquiel-Manuscript. Ich habe es, genauso wie François Houtart, mit einem Fond d’orgue, allerdings etwas schneller gespielt.
Fantasia (in d)
Das Stück findet sich als Nummer 356 im Cocquiel-Manuscript. Eine typische Klangfarbe eines französischen Instrumentes ist das «Cornet». Als Soloregister ahmt es das Blasinstrument «Zink», der bis ins Frühbarock hinein verbreitet war, nach. Das Register ist ziemlich aufwändig gebaut. Pro Taste besteht es aus fünf Pfeifen, die die natürliche Obertonreihe nachbilden (Grundton, Oktave, Quinte, Superoktave, Terz). Im Instrument steht das Cornet nicht mit allen anderen Pfeifen auf der Windlade, sondern ist erhöht direkt hinter den Prospektpfeifen angebracht, so dass es durch diese hindurch direkt in den Kirchenraum abstrahlen kann. Eine weitere Besonderheit ist, dass das Kornett nur im Diskant, also der oberen Hälfte der Tastatur, ausgeprägt ist.
Ich habe mir verschiedene Aufnahmen angehört, etwa die von Koos van ‘t Hul, Niels-Jan van der Hoek, Jacques van Oortmerssen oder Nico Declerck.
Da die Sechzehntelnoten, so sie binär gespielt werden, ziemlich hart auf den Hörer einprasseln, habe ich mich dazu entschieden, sie als Notes inégales zu spielen. Zudem versuche ich, das Cornet so zu spielen, als sei es ein Blasinstrument. Ich habe daher auch die Noten für meine Zwecke neu gesetzt, um sie leichter lesbar zu machen sowie Ornamente, Phrasierungsbögen, “Atempausen” und Fingersätze einfügen zu können.
Prelúdium & Fúga
Das Stück findet sich als Nummer 360 im Cocquiel-Manuscript. Einen großen Teil des Stückes bestimmen zuerst ruhige Achtel- und Sechzehntelnoten. Der folgende Teil setzt sich davon rhythmisch deutlich ab und ist rein manualiter gehalten. Das Stück endet in einem Schlussteil, der wieder dem ersten Teil ähnelt. Ich habe mir mehrere Aufzeichnungen angehört. François Houtart spielt das Stück komplett mit den Grands Jeux. Jos van Immerseel spielt es komplett ohne Zungen.
Im Gegensatz zu den beiden Aufnahmen habe ich mich auch hier dafür entschieden, die Sechzehntelnoten als Notes inégales zu spielen, was dem Stück eine komplett andere Prägung gibt. Für den ersten Teil verwende ich ein Plein Jeu im Hauptwerk und für den zweiten ein Grand Jeu im Positif. Für den Schlussteil kopple ich die Werke zusammen und nehme die 8′-Trompeten im Hauptwerk und im Pedal hinzu.
Johann Pachelbel (1653-1706)
Die Chaconne in f-Moll wird als Spätwerk des Nürnbergers angesehen und dürfte mit eines seiner populärsten Stücke sein. Ähnlich einer Passacaille basiert eine Chaconne auf einem Ostinato, einer sich ständig wiederholenden Tonfolge. Im vorliegenden Stück handelt es sich um die immer gleichen vier Töne im Pedal, die das Stück „zusammenhalten“. Dieses Ostinato wird nur an wenigen Stellen unterbrochen.
Darüber baut Pachelbel nacheinander insgesamt 22 verschiedene Variationen auf, von denen die meisten je einmal wiederholt werden.
Das Stück lebt von der Reduktion auf das Wesentliche. Über weite Strecken ist es nur drei-, manchmal nur zwei- oder gar einstimmig. Ich habe mich daher auch bei der Registrierung bewusst zurückgehalten. Im Pedal nehme ich nur einen 16′, im Hauptwerk Bourdon 8′ sowie Prinzipal 8′ und im Rückpositiv Bourdon 8′ und Flöte 4′. Allerdings wechsle ich recht häufig die Manuale.
Aufnahmen
Ich habe ein paar Aufnahmen vom Üben vorliegen. Keine davon ist jedoch so gut, dass ich sie ins Netz stellen würde. Ich hoffe, das irgendwann nachreichen zu können. Bis dahin muss ich noch an den Stücken arbeiten, damit ich sie wirklich sauber beherrsche.