Am Samstag hatten wir die Gelegenheit, die Dubois-Orgel in Wissembourg aus der Nähe zu betrachten, während die Organistin die ein oder andere spannende Geschichte über die Restaurierung zu erzählen wusste.
Das Instrument wurde so weit wie möglich in den Originalzustand zurückversetzt.
Hierzu wurden unter anderem die sechs Keilbälge mit der ursprünglichen Tretanlage rekonstruiert. Natürlich steht heutzutage zusätzlich ein Elektromotor zur Drucklufterzeugung zur Verfügung.
Die Tretanlage besteht aus einer interessanten Konstruktion aus Steigbügeln und Seilen, über die die sechs darunterliegenden Bälge aufgezogen werden können.
Das Instrument war ursprünglich verhältnismäßig tief gestimmt, denn der Kammerton a’ mit 440 Hz war seinerzeit noch nicht festgelegt. Die Tonhöhe des Instrumentes wurde in späteren angepasst, wozu Teile des Pfeifenwerkes naheliegenderweise gekürzt wurden. Um die Originaltonhöhe und -stimmung wiederherzustellen, mussten die Pfeifen während der Restaurierung angelängt werden. Die Tonhöhe liegt daher heute wieder drei Halbtöne unter der Normalstimmung. Die Organisten müssen also einiges an Notenmaterial transponieren, speziell wenn andere Instrumente an einer Aufführung beteiligt sind.
Die Ton- und Registertraktur ist, wie in barocken Instrumenten üblich, als mechanische Schleiflade ausgeführt. Hier sieht man das Gestänge der Registermechanik direkt am Pfeifenstock.
Das Pedalwerk steht frei hinter dem Hauptgehäuse über den Keilbälgen. Das Echo steht im Untergehäuse. Das Hauptwerk ist oberhalb des Untergehäuses untergebracht, also auf Höhe der sichtbaren Prospektpfeifen. Das Cornett des Hauptwerks steht traditionell aufgebänkt über dem Rest der Hauptwerkspfeifen, so dass es als Soloregister durch die Prospektpfeifen hindurch gut in den Kirchenraum abstrahlen kann.
Den Spieltisch mit den Einlegearbeiten kann man als Augenweide bezeichnen. Das untere Manual steuert das Rückpositiv. Das mittlere Manual steuert das Hauptwerk. Das obere Manual steuert das Echo. Spielbar ist auf diesem Manual nur der Diskant, die Tasten der linken Hälfte sind fixiert und können nicht genutzt werden.
Hauptwerk und Rückpositiv lassen sich über eine Schiebekoppel vom Hauptwerksmanual aus gemeinsam steuern. Die Tastaturwangen des Hauptwerks haben daher gedrechselte Griffe.
Einen ziemlich offensichtlichen Bug haben die Erbauer wohl bewusst belassen, obwohl der Fix relativ einfach gewesen wäre. Das Register heißt nämlich »Larigot« statt »Harigot« :) .
Es ist außergewöhnlich, dass eine Barockorgel mit so viel Originalmaterial erhalten geblieben ist und sich heute wieder in voll spielbarem Zustand befindet. Noch außergewöhnlicher ist, dass man sich das ganze auch aus der Nähe ansehen kann. Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei Frau und Herrn Becker für diese Führung bedanken.