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Notes inégales – »Die ungleichen Geschwister«

Im November habe ich auf einem Konzert eine Handvoll Stücke gespielt, drei davon französischen Ursprungs. Mir ging es nicht so sehr darum, eine möglichst authentische Interpretation zu liefern. Hierfür eignete sich schon das Instrument nicht und letztendlich wissen wir auch schlicht zu wenig über die musikalische Praxis jener Tage.

Andererseits wollte ich den Besuchern den höchsten Musikgenuss bieten, den ich als Laie und Hobbyist in den wenigen Wochen Vorbereitungszeit hinzubekommen vermochte. Um die Stücke “zum Klingen” zu bringen, musste ich mich also zumindest an den bekannten Erkenntnissen der musikalischen Aufführungspraxis des jeweiligen Zeitalters beschäftigen.

Nehmen wir das erste Stück. 1737 erschien das «Premier Livre d’Orgue» von Michel Corette (1707-1795), aus dem ich «Concert de Flûtes» ausgewählt habe, da es sich mit den Registern des Instrumentes gut abbilden ließ. Das Stück ist im ¾-Takt gehalten und weist ein paar Achtelketten auf. Man kann das Stück natürlich so spielen wie notiert.

Alternativ kann man die zu jener Zeit in Frankreich gängigen «Notes inégales» zum Einsatz bringen. Leider ist der Artikel der deutschsprachigen Wikipedia zu den “ungleichen Noten” recht knapp gehalten. Ironischerweise gilt das für den französischsprachigen gleichermaßen :) . Deutlich mehr Informationen liefert die englischsprachige Seite (alternativ kann ich das Druckwerk »Zur Interpretation der französischen Orgelmusik« empfehlen):

Within this body of writing there is considerable inconsistency, but by the late 17th century a consensus practice began to emerge.

The typical rule, from the late 17th century until the French Revolution, is that notes inégales applies to all notes moving stepwise which have a duration of one quarter the denominator of the meter, for instance, eighth notes in a meter of 2/2, or sixteenth notes in a meter of 4/4; and one half the denominator of the meter in cases of triple or compound meter, for instance, eighth notes in 3/4.

Ich habe mich dafür entschieden, alle Achtel des gesamten Stückes deutlich ternär (“louré”) zu spielen, also die notierten Achtel triolisch im Verhältnis 2:1 zu unterteilen (an dieser Stelle konnte ich meine Vorliebe für den Jazz vielleicht nicht ganz unterdrücken). Andere Interpreten hätten vielleicht die erste Achtel nur kaum merklich betont (eine entsprechende Aufnahme habe ich vorliegen) oder sich für punktierte Achtel mit nachfolgender Sechzehntelnote (“piqué”) entschieden, die mir persönlich aber zu “abgehackt” für das Stück zu sein scheint.

Das obige Zitat liefert einen brauchbaren Rahmen, an dem man sich gut orientieren kann. Bei der konkreten Interpretation eines französischen Barockstückes jedoch werden immer wieder genügend Fragen offenbleiben. Im oben erwähnten Buch weist Ewald Kooiman denn auch darauf hin, dass der Grad der Inegalität selbst innerhalb eines Stückes variiiert werden kann und letztlich der Geschmack (“Le Goût”) des Interpreten entscheiden muss, wie der Charakter eines Stückes am besten herausgearbeitet werden kann. Unklar scheint auch zu sein, wie verfahren werden soll, wenn ungleiche Noten selbst weiter unterteilt sind. Man kann die Inegalität zusätzlich auf die kürzeren Notenwerte anwenden (“kumulative Inegalität”) oder die Inegalität der längeren Notenwerte aufheben.

In wie weit die Ungleichheit auch auf barocke Werke des restlichen Europa anwendbar ist, scheint noch schwieriger zu beantworten zu sein. Man muss wohl mit allem rechnen, von gar keinen Hinweisen bis zu Hinweisen in einzelnen Takten bis zur ausgeschriebenen Notation.

Vielleicht sollte ich das nächste Mal einfach verschiedene Interpretationen hintereinander spielen und die Zuhörer darüber abstimmen lassen, welche am besten klang. Dann bekäme ich zumindest einen Hinweis auf den heutigen Zeitgeschmack :) .

Playing at a public concert

About 25 years ago I used to play the pipe organ at the church of the village where I grew up. The instrument is about 130 years old and was bought used in 1915 – just 100 years ago. To celebrate the centenary, a concert took place last sunday.

Besides other contributors – singers, brass players, even a street organ was involved – I played the following (mostly short) pieces:

  1. Concert de flûtes (Michel Corette, 1707-1795)
  2. Dialogue sur les Flûtes (Jean-Baptiste Lully, 1632-1687)
  3. Récit de Cornet (Jean-Baptiste Lully)
  4. Fantasia en do (Abraham van den Kerckhoven, 1618-1702)
  5. Pas de Chaconne (Johann Pachelbel, 1653–1706)

The instrument is a german romantic instrument, not perfectly suited for baroque music. The above selection of pieces, however, did fit well anyway.

I struggled with two issues. Though the pieces were short, they were rather challenging to study. Additionally, due to the age of the instrument, the console does not conform to today’s standard dimensions.

For the last piece, I only used the first couple of bars of the original composition at the beginning and the end. The middle section was an improvisation, presenting the various stops of the instrument, over the bass pedal ostinato:

F, Eb, Db, C

The concert was well visited, and the audience quite content with the various music provided.

During the last two months of preparation, I learned a lot about playing baroque pipe organ music, fingering and pedalling. Aftereffect: I want to learn even more :) .

Klangwelten @ Tollhaus 2015

For the 29th time, the Klangwelten festival took place at Tollhaus. Rüdiger Oppermann once again invited several musicians from all over the world, including Africa, Papua, and China. Unfortunately the online programme at Tollhaus already disappeared, so that I cannot provide more detailed information.

After Al Di Meola and Hiromi Uehara, this was the third concert I attended this week. At sunday, I’ll play one by myself. Stay tuned :) .

Hiromi Uehara @ Jazztage Dresden 2015

I’ve never seen Simon Phillips, Anthony Jackson or Hiromi Uehara live before. My impression is that I’ve never been at a conccert with such an incredible amount of energy.

I thought the genre would be dead after Chic Corea would retire, but Hiromi changed the game.

I also thought that Al DiMeola was a master in building a mark, but Hiromi is perfect in doing this as well.

This was an outstanding concert, despite the fact that I’ve seen numerous excellent concerts during my life. Thanks guys – and girl :) .

Das Musikinstrumentenmuseum in Leipzig

Im Grassimuseum in Leipzig ist unter anderem das Musikinstruentenmuseum untergebracht. Während meines letzten Aufenthaltes war es geschlossen, so dass ich heute von Dresden aus den Besuch nachgeholt habe.

Die Ausstellung beginnt mit allerlei mittelalterlichen Instrumenten. Es sind recht viele heute in Vergessenheit geratene Aerophone ausgestellt, wie beispielsweise Pommern, Zinken, Rauschpfeifen und so weiter.

Die Pfeifenorgel ist übrigens der erste Synthesizer, da damit unter anderem versucht wurde, andere Instrumente nachzuahmen. So finden sich in barocken Instrumenten immer wieder Registernamen längst vergessener mittelalterlicher Instrumente, darunter die oben genannten.

Auch zwei Drehleiern dürfen natürlich nicht fehlen.

Neben anderen Chordophonen (Streich- und Zupfinstrumente) bietet das Museum einen guten Einblick in die Entwicklung der Tasteninstrumente mit Saiten. Ausgestellt sind Clavicorde, Spinette, Chembali bis hin zu den ersten Pianofortes. Unter anderem steht in Leipzig eines der drei noch erhaltenen Pianos von Bartolomeo Cristofori, der als Erfinder des Pianos gilt.

Organisten nutzten als häusliche Übeinstrumente gerne Pedalchembali. Ich las davon, aber ich hatte bisher keines gesehen.

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In einer Vitrine stehen verschiedene labiale Orgelpfeifen, teils schön ziseliert. Zusätzlich sieht man die Kehlen mit Zungen von zwei Lingualpfeifen. Normalerweise sind die Teile unterhalb der Kunstglashalterung im Pfeifenfuß versteckt, und obendrauf steht der Schallbecher. Es ist selten, dass man die “Innereien” von Lingualpfeifen zu Gesichte bekommt.

Die Ausstellung reicht bis in die Neuzeit. Das abgebildete Glasharmonium bietet auf einer Welle 37 chromatisch abgestimmte Glasschalen. Auf dem Teller liegt kein Kuchen, sondern ein Schwamm :) .

Kommen wir zum Hauptgrund meines Besuches. Ich wollte wieder etwas zum Thema Stimmsysteme lernen und wurde fündig. Auf einer Tafel wurden die pythagoräische, die mitteltönige und die wohltemperierte Stimmung erläutert. Ferner finden sich Exponate, die mit geteilten Obertasten aufwarten, um den Vorrat an “sauberen” Tonarten in einer mitteltönigen Stimmung zu erweitern.

Kürzlich postete ich zu Dolores Catherino und den von ihr verwendeten Instrumenten. Neu sind diese Ideen nicht. In der Ausstellung steht dieses Orthotonophonium.

Die Darstellungen sind nur eine Auswahl dessen, was das Museum zu bieten hat. Wer die obigen Darstellungen spannend findet, sollte auf jeden Fall hingehen.

Am Rande bemerkt: Ohne Stativ und Blitz darf photographiert werden. Das Licht ist jedoch schummerig. Ein lichtstarkes Objektiv ist daher äußerst hilfreich. Und vor allem sollte man ein Weitwinkelobjektiv mitbringen. Ich hatte das 50-200mm Zoom vor der Samsung NX30 Systemkamera. Das als Kit-Objektiv beliebte 18-55mm wäre deutlich besser gewesen.

Al DiMeola @ Jazztage Dresden 2015

Meine Wahlheimat Karlsruhe hat einiges zu bieten (nicht zuletzt die ein oder andere Baustelle für die U-Strab ;-) . Karlsruhe schwächelt allerdings, wenn es um die Jazzszene geht. Zwar bekam man gelegentlich United Jazz and Rock Ensenble, einen Garbarek, Zawinul, Clarke oder eine Zadeh zu hören, aber Corea, Return to forever, Hancock, Al DiMeola oder Uehara findet man in anderen Städten.

Heute Abend spielte ein frisch vermählter Al DiMeola mit zwei Mitstreitern im ausverkauften Erlwein Capitol im Ostrapark unter anderem Stücke des Albums “Elysium”. Auf der Bühne gab es keinen Zweifel, wer der Leitwolf war und die Vierundsechzigstelnoten mit der Muttermilch zu sich genommen hatte :) .

An Instrumenten sah man nur das Schlagwerk und die beiden akustischen Gitarren. Al nutzte ein Roland-Pedalbrett und ein kleines Rack. Es war aber nicht zu überhören, dass neben den üblichen Effekten auch ein Verzerrer und ein Gitarrensynthesizer mitmischten.

Ein richtig gutes Konzert, zu dem sicher auch die clubartige Atmosphäre im Capitol beitrug. Super.

Dolores Catherino about microtonal electronic instruments

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Recently I ranted about various (mainly historical) temperaments and some interesting instruments which provide tunings other than equal temerament alone (german language, I apologize).

Synthtopia shared an article featuring two videos of Dolores Catherino. In the first video, she talks about the controllers she is using. The second video contains her polychromatic composition »Heterodyne Horizon«. It’s not exactly my tast of music, but it shows the possibilities anyway.

BTW: I was surprised that the ROLI Seaboard works with such a course pitch resolution.

Die Sauer-Orgel in Richelbach

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Ich bin in Richelbach aufgewachsen, einem Dorf in Unterfranken auf einer Höhe von knapp 300 Metern. In der Dorfkirche (»St. Bilhildis«) steht ein Instrument von Wilhelm Sauer. Auf dem Instrument habe ich – mehr oder minder autodidaktisch – in meiner Jugend mein musikalisches Handwerk erlernt.

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Auf einer Radtour 2011 bin ich im Kleist-Park in Frankfurt an der Oder zufällig über seinen Grabstein gestolpert, da ich auf der gegenüberliegenden Straßenseite untergekommen war.

Sauer Memorial in Frankfurt (O)

Sauer Memorial in Frankfurt (O)

Das weitestgehend original erhaltene Instrument passt sowohl vom Erscheinungsbild als auch vom Klang her nahezu perfekt in die neoromanische Kirche. Ursprünglich wurde es jedoch für das Kaiserin-Augusta-Gymnasium in Berlin gebaut und erst 1915 als Gebrauchtinstrument angeschafft.

Die Prospektpfeifen des Prinzipal 8′ bestehen kriegsbedingt aus Zink. Das rechte Feld ist stumm. Hinter dem Prospekt liegt in der linken Hälfte die Lade des ersten und in der rechten Hälfte die Lade des zweiten Manuals. Hinter den beiden stehen in C/Cis-Teilung die Pfeifen des Subbass 16′ des Pedals (oben im Bild kann man sie durch die Prospektpfeifen hindurch sehen).

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Das Instrument ist seitenspielig. Die Traktur besteht aus einer mechanischen Kegellade. Insgesamt ist es recht robust und genügsam in der Wartung. Allerdings würde ihm im gegenwärtigen Zustand eine professionelle Überholung guttun. Für den Spieler deutlich wahrnehmbar ist die Deregulation der Mechanik, die unter anderem durch den unruhigen Verlauf der Tastaturebene sichtbar wird. Einige Pfeifen der Viola Di Gamba sprechen nicht mehr an und müssten nachintoniert werden. Auch eine anschließende Stimmung würde dem Instrument guttun.

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Die Disposition weist es als typischen Vertreter der Romantik aus. Es gibt keine Aliquoten, keine Mixturen, keine Linguale und nicht mal einen 2′. Dafür finden sich unter den 9 Registern ganze sechs Acht-Füße:

Manual I

  • Principal 8′
  • Rohrfloete 8′
  • Viola Di Gamba 8′
  • Octave 4′

Manual II

  • Salicional 8′
  • Gedact 8′
  • Voix Céleste 8′ (ab g’)
  • Flauto Dolce 4′

Pedal

  • Subbass 16′

Die Manuale reichen von C bis f”’. Das Pedal ist flach mit recht kurzen Obertasten, reicht von C bis d’ und ist in der Teilung recht breit. Ich brauche immer erst einen Moment, bis ich mich daran gewöhnt habe. Üblicherweise reichen aber ein paar einfache Übungen, bis ich halbwegs trittsicher bin.

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Als Spielhilfen, die als Fußtritte ausgeführt sind, stehen die üblichen Koppeln plus ein Tutti zur Verfügung.

Bedingt durch die Grundtönigkeit ist man einerseits in der Auswahl der Literatur eingeschränkt. Andererseits klingen alle Register wirklich sehr schön. Es bereitet große Freude, die vielen Achtfüße gegeneinander antreten zu lassen. Die Viola die Gamba näselt so richtig schön dünn vor sich hin und lässt sich gut mit der Rohrflöte kombinieren. Die Voix Céleste, so sie denn schwebend gestimmt ist, ist ein absolutes Highlight des Intrumentes.

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Zum 100. Jahrestag des Ankaufs soll es gerüchteweise demnächst eine kleine Feierstunde geben. Bis dahin muss ich aber erst noch ein wenig trainieren :) .

Jean-Francois Dandrieu – Offertoire «O Filii et Filiæ»

Im 1739 in Paris veröffentlichten »Premier Livre de Pièces d’Orgue« von Jean-Francois Dandrieu (1682-1738) findet sich als “Offertoire” eine Bearbeitung von »O Filii et Filiæ«, das Olivier Houette im Juli auf der Dubois-Orgel in Wissembourg gespielt hat.

Schon damals wunderte ich mich, wie sparsam er das Pedal einsetzte. Heute habe ich mir mal die Noten zu dem Stück angesehen und verwundert festgestellt, dass es tatsächlich manualiter gesetzt ist. Erst in den letzten paar Takten kommt das Pedal hinzu.

Bis heute Abend nahm ich an, dass das Werk schwierig zu spielen sein dürfte. Inzwischen lautet mein Fazit aber “ist machbar”, auch wenn ich noch einiges werde üben müssen, um die 9 Din A4-Seiten zu bewältigen.

Harmonisch tut sich nicht viel, es handelt sich durchweg um d (harmonisch) Moll. Rhythmisch gibt es ebenfalls nichts Außergewöhnliches zu entdecken. Überraschenderweise gibt es auch kaum Stellen, an denen man einen ausgeklügelten Fingersatz entwickeln müsste. Pianisten und Organisten, die gewohnt sind, Literatur zu spielen, sollten somit fast vom Blatt weg spielen können.

Günstig wäre aber ein Instrument mit 3 Manualen. Verlangt wird ein “Grand Jeu” (also Zungen im Hauptwerk), ein “Positif” (Houette verwendete auch hier die Zungen) und ein “Cornet”. Auf zweimanualigen Instrumenten ist somit ein Setzer hilfreich, idealerweise gekoppelt mit Fußpistons, um zwischen der “Grand Jeu” und “Cornet”-Registrierung hin- und herschalten zu können.

Vespers 2015 are past

Today the last concert of this year’s vesper series on the Dubois organ at Wissembourg took place. A gregorian choir and two organ players, Denise Becker and Heinrich Grimm, provided pieces of François Couperin, Henri Dumont et Nicolas de Grigny.

This was the fourth season of organ vespers at Wissembourg. I’d like to express my deepest gratitude to all who helped to make those concerts happen, such as the artists playing even though no salary was granted, all the helping hands behind the scenes, and the few people of the Association des Amis de l’Orgue Dubois for their continued efforts.

I heard rumors that next year the series will be continued. cu there :) .

Christian Robischon an der Dubois-Orgel in Wissembourg

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Gestern hatten wir uns zum Konzert in Wissembourg leicht verspätet, da der Reginalexpress, der uns mit dem Rad bis Kandel bringen sollte, ausgefallen war.

Christian Robischon, Organist an St. Martin in Masevaux, holte mit gut, aber dennoch interessant registrierten Barockstücken einen unglaublichen Klangreichtum aus dem Instrument von 1766 heraus. Ein tolles Konzert, das für mich vielleicht zu den fünf, sicher aber zu den 10 besten der gut 60 Konzerte gehört, die ich in den vergangenen vier Jahren an dem Instrument gehört habe.

Hier die Stücke:

  1. Jacques Boyvin (1649-1706) – Extraits de la suite du 5ème ton
    • Plein Jeu
    • Duo
    • Quatuor
    • Grand chœur
  2. Jehan Titelouze (1563-1633) – Hymne «Ad coenam», un verset
  3. Nicolas Lebegue (1631-1702) – Extraits de la suite du 1er ton
    • Cromorne en taille
    • Basse de trompette
    • Récit
    • Trio
  4. Nicolas de Grigny (1672-1703) – Hymne «Verbum supernum»
    • Plein Jeu
    • Fugue à 5 voix
    • Basse de trompette
  5. Pierre du Mage (1674-1751) – Trio de tierce en taille (zweiteilig)
  6. Michel Richard Delalande (1657-1726) – Caprice pour les soupers du Roy (dreiteilig)
  7. Michel Corrette (1707-1795) – Magnificat du 8ème ton
    • Plein Jeu
    • Duo
    • Trio
    • Récit de trompette
    • Musette
    • Grand jeu

Egal ob Flöten, Zungen, Cornet, Tremulanten, Christian Robischon schaffte mit den gewählten Stücken alles passend zu präsentieren.

Wie klingt eigentlich Renaissancemusik?

Am 2012-05-28 hat Pascal Reber in Wissemburg an der Dubois-Orgel von 1766 einige Renaissancestücke aus dem 1555 veröffentlichten »Sixieme Livre De Danceries« von Claude Gervaise gespielt. Ich persönlich freue mich immer sehr, wenn gelegentlich Stücke aus prä-barocker Zeit, wie »Pavanne d’Angleterre, avec sa gaillarde« angeboten werden.

Beim Hören muss jedoch klar sein, dass wir viel zu wenig über die damalige Aufführungspraxis wissen. Durch die schriftliche Weitergabe von Musik gehen Informationen verloren, wir haben heute keine passenden Instrumente mehr zur Verfügung und wir haben in Bezug auf Rhythmik und Tempo heute sicher ein anderes Empfinden als zu Gervais’ Zeiten.

Wider die gleichschwebende Temperatur!

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Ross W. Duffin beschreibt in seinem Buch »How Equal Temperament Ruined Harmony« das Problem mit den Stimmungen für interessierte Musikliebhaber ohne allzuviel Mathematik. Die systemimmanente Hässlichkeit der gleichschwebenden Temperatur sind die unreinen Terzen. Unsere Ohren haben sich inzwischen daran gewöhnt – man gewöhnt sich bekanntlich an allem, sogar am Dativ.

Im Laufe der Zeit haben die Erbauer polyphoner Instrumente, speziell von Tasteninstrumenten, immer neue Methoden entwickelt, um dem pythagoräischen Komma Herr zu werden. Die Entwicklung ist noch lange nicht abgeschlossen. So analysiert Hermode Tuning die gespielten Töne in “Echtzeit” und passt die Stimmung jedes einzelnen Tones dergestalt an, dass möglichst reine Quinten und Terzen entstehen. Es gibt eine Reihe von Synthesizern, die damit umgehen können, darunter von Waldorf der Microwave I und der Q (die ich leider beide nicht mehr besitze) oder der Acces Virus.

Die Zeit berichtete vor rund eineinhalb Jahren im Artikel »Die sauberste Orgel der Welt« von einem Projekt, das diese Stimmung auf Pfeifenorgeln überträgt.

Ganz ohne Elektronik ist das natürlich nicht realisierbar. Es gibt allerdings ein paar ganz wenige mechanische Orgeln, die zumindest das Umschalten zwischen zwei verschiedenen Stimmungen zulassen. Eine davon ist die Wegscheider-Orgel in der evangelisch-lutherischen Christophorusgemeinde in Dresden-Wilschdorf-Rähnitz. Der Erbauer schildert, von welchen Überlegungen er sich hat leiten lassen.

Olivier Houette an der Dubois-Orgel in Weißenburg

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Wenn es so heiß ist, ist in Wissembourg meist sehr wenig los. Im Gegensatz zu sonstigen Sonntagen kommt kaum ein Tourist, weder mit dem Rad, noch mit dem Auto oder gar Motorrad. In den Straßencafés sitzen nur wenige Leute. Fast unheimlich fühlt es sich an, wenn man die sonstigen Menschenmassen gewohnt ist.

Das Konzert war aber wider Erwarten gut besucht und begann heute bereits um 16 Uhr, damit Olivier Houette (Titularorganist der Kathedrale von Poitiers,
Professor am Conservatoire National Supérieur von Paris und Professor am Conservatoire Régional von Poitiers) etwas mehr Zeit hatte. Das Konzert dauerte gute eineinhalb Stunden. Das Geschehen am Spieltisch wurde auf eine Leinwand übertragen.

Passend zum Instrument lag der Fokus heute auf barocker Literatur:

  1. Jean-François Dandrieu (1682-1738) – Offertoire O Filii et Filiae
  2. William Byrd (1543-1623) – Pavane «The earle of Salisbury», Galiardo et Galiardo secundo
  3. William Byrd (1543-1623) – The Huntes Upp
  4. Pablo Bruna (1611-1679) – Tiento de 2° tono «sobre la letania de la Virgen»
  5. François Couperin (1668-1733) – Passacaille
  6. Nicolas de Grigny (1672-1703) – Veni Creator – Plein Jeu
  7. Nicolas de Grigny (1672-1703) – Veni Creator – Fugue à 5
  8. Nicolas de Grigny (1672-1703) – Veni Creator – Duo
  9. Nicolas de Grigny (1672-1703) – Veni Creator – Récit
  10. Nicolas de Grigny (1672-1703) – Veni Creator – Grand Jeu
  11. Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) – Andante
  12. Louis-Claude Danquin (1694-1772) – Noël XI
  13. Bert Matter (*1937) – Fantaisie sur Une jeune filette
  14. Tiento (Zugabe)

Die Bildübertragung gestattete einen Einblick in die Spieltechnik, und die war zumindest beeindruckend. Ich habe selten Organisten gesehen, bei denen beide Hände fast gleich stark trainiert sind. Das Pedal kam in Folge auch eher sparsam zum Einsatz, denn Olivier Houette verteilte die Stimmen augenscheinlich mühelos auf die Manuale. Gleichzeitig hatte man den Eindruck, dass er sich voll und ganz auf die Interpretation der Werke konzentrieren konnte. Auch die Registrierung der Stücke war gut gewählt, wenn nicht gar ausgeklügelt. Die beiden Registranten hatten jedenfalls eine Menge zu tun.

Das Konzert war außergewöhnlich. Es war auf jeden Fall eines der besten, das es seit 2012 auf dem Instrument gegeben hat.

Neue Orgel in Saint Jean, Wissembourg

Am Sonntag wurde in der protestantischen Kirche Saint Jean in Wissembourg ein neues Instrument in Betrieb genommen. Es erfolgte zuerst um 15:30 h eine Vorstellung des Instrumentes durch Christian Lutz und Dominique Thomas (Erbauer) .

Es handelt sich um einen kompletten Neubau im Stile eines barocken norddeutschen Instrumentes, was sich selbstverständlich in der Disposition widerspiegelt. Dementsprechend dominierten im anschließenden Konzert von Bart Jacobs Stücke von Bach und Buxtehude. Insgesamt erschien mir der Klang allerdings etwas französisch angehaucht – insbesondere die Linguale empfand ich angenehm rund und obertonärmer als ich erwartet hätte. Mit knapp 40 Registern ist das Instrument insgesamt recht stattlich ausgefallen.

Es bietet drei Manuale, die das Rückpositiv, das Hauptwerk und das Oberwerk steuern. Die Tontraktur ist mechanisch, die Registertraktur elektrisch ausgelegt (auch wenn die gedrechselten Manubrien anderes vortäuschen mögen). An der Gliederung ist bereits äußerlich der barocke Aufbau zu erkennen. Ungewöhnlich ist, dass das gesamte Pedalwerk in einem einzigen Turm rechts untergebracht ist, um Platz für Chor bzw. Instrumentalisten zu schaffen, und das gesamte Instrument dadurch nicht in der Mitte, sondern nach links verschoben aufgestellt ist.

Sicher nicht jedermanns Geschmack werden die horizontalen Kunstglasapplikationen treffen, die durch LEDs illuminiert werden können.

Mit der restaurierten Dubois-Orgel in der Stiftskirche und der Thomas-Orgel in Saint Jean hat Weißenburg in sehr kurzer Zeit eine Orgellandschaft erhalten, die sich perfekt ergänzt. Neben den Vesperales in der Stiftskirche bietet Saint Jean Samstags um 11 Uhr eine halbe Stunde «Concert du marché» und weitere Konzerte an.

Ich hoffe, ich kann gelegentlich eine bessere Ablichtung des Instrumentes nachreichen.

Edit 2015-08-15: Done :) .

Chick Corea und Bobby McFerrin in Baden-Baden

Letzten Freitag waren Chick Corea und Bobby McFerrin im Festspielhaus in Baden-Baden zu hören. Das Pianospiel von Chick Corea nahm ich erfrischend anders wahr, als ich es sonst kenne. Nicht so hart und nicht so dicht. Für das Publikum gab es etliche Mitmachpassagen. Ich persönlich hätte vielleicht doch gerne etwas “härteren” Jazz gehabt, aber das ist ein Partikularinteresse. Das Publikum war jedenfalls begeistert und hat den Künstlern durch minutenlangen Applaus nach dem letzten Stück des geplanten Sets (“Spain”) noch zwei Zugaben abgerungen (die letzte war eine ungewohnte Interpretation von “Take Five”). Der Saal tobte hernach noch immer minutenlang.

Ein äußerst beeindruckendes Konzert. Unschön war lediglich, dass ich dafür eine freundschaftliche Verpflichtung beschneiden musste. Man sollte Konzerte nicht ein halbes Jahr im Voraus buchen, zumindest nicht wenn sie am Wochenende stattfinden.

Der Mini unter den Phattys

Seit ich mit Synthesizern spiele, sind es Digitalmaschinen. Nun, stimmt nicht ganz. Der Microwave aus dem Jahre 1989 war teilweise noch analog aufgebaut, insbesondere die Curtis-Filter. Dennoch habe ich glorreichen 1970er Jahre mit diversen Moogs, Oberheims, ARPs und so weiter nicht aktiv miterlebt. Dennoch bin ich musikalisch geprägt von der Musik jener Zeit, ganz egal ob Keith Emerson, Chick Corea, Joe Zawinul oder Jan uns haben hören lassen, “wo der Hammer hängt”.

Ich lese gelegentlich, der Minimoog sei nach wie vor das Maß der Dinge. Umso erstaunlicher, dass seitdem kein Gerät den Klang wirklich emulieren konnte – auch nicht die vielen “Virtual Analog”-Synthesizer bzw. Softwareemultationen, die seit den 1990er Jahren entstanden sind.

Gestern hatte ich “zufällig” die Gelegenheit (der Zufall hieß Regen), beim Musikalienhändler des Vertrauens eine der aktuellen Analogkisten zu begutachten. Seit ein paar Jahren baut Moog wieder Synthesizer, allen voran den Minimoog Voyager, der allerdings preislich jenseits aller Vernunft liegt. Parallel dazu werden seit 2006 abgespeckte Varianten angeboten, bekannt als Phattys (Little Phatty, Slim Phatty und Sub Phatty).

Sub 37 – Kurzüberblick

Der jüngste Synthesizer dieser Serie ist der im Januar 2014 angekündigte Sub 37. Musste man bei den Vorgängermodellen oftmals noch in das Softwaremenü absteigen, hat Moog hier versucht, so viel wie irgend möglich direkt über die Frontplatte zugänglich zu machen. Die Tastatur bietet einen Umfang von drei Oktaven (wobei die Tasten geringfügig schmaler und kürzer ausfallen als üblich), und Moog hat auch bei den Leistungmerkmalen sehr vieles spendiert, um den Klangerzeuger möglichst appetitlich zu machen. So finden sich hier ein leistungsfähiger Arpeggiator, zwei Niederfrequenzoszillatoren (LFOs), zwei Oszillatoren nebst Suboszillator, einen Tiefpassfilter mit wählbarer Flankensteilheit zu 6, 12, 18 oder 24 db pro Oktave, einen neu entwickelten “Multidrive” und ausgefuchste Hüllkurven.

Hardware

Sehr wertig. Die von mir gespielte Version hört auf den Namen “Tribute Edition”. Es handelt sich um eine limitierte Sonderauflage zu Ehren von Robert Moog, die unter anderem mit Seitenwangen aus Massivholz (statt später Kunststoff) ausgestattet ist. Ein Teil der Verkaufserlöse soll an Schulmusikprogramme gespendet werden.

Erwähnenswert ist das eingebaute Netzteil. Die Stromversorgung erfolgt somit über ein Standard Kaltgerätekabel. Sehr schön. Alle Anschlüsse sind in einem Ausschnitt der linken Seitenwange untergebracht. Enthalten ist auch eine USB-Schnittstelle, über die sehr wohl MIDI-, aber keine Audiodaten übertragen werden können. Die einzige Ausnahme bildet der Kopfhöreranschluss mit dediziertem Lautstärkeregler, der auf der Frontplatte untergebracht ist. Nicht optimal, da das Kabel unweigerlich über den obersten Tasten hängt, aber ich werde sowieso eher selten mit Kopfhörer spielen.

Fast alle Drucktaster der Frontplatte sind hinterleuchtet und zeigen somit stets den aktuellen Status an. Auch die beiden Handräder sind illuminiert.

Die Handräder sind auch sehr angenehm und leicht zu spielen. Allerdings weiß ich seit Jahren den Roland-Jammerhaken bzw. den Korg-Joystick zu schätzen. Beide gestatten Spielweisen, die mit Rädern gar nicht (oder ungleich schwieriger) umzusetzen sind. Falls jemand einen externen Joystick mit MIDI- oder gleich USB-Anschluss findet, bitte ich kurz um Info.

Die Drehschalter bzw. -potentiometer sind auf der Oberseite mit Metall belegt, was die Orientierung bei schlechten Beleuchtungsverhätnissen extrem erleichtert. Eine weiteres Detail findet sich an den Potentiometern, die eine Markierung oben und unten besitzen. Ablesefehler durch Parallaxe werden dadurch reduziert.

Die Bedienelemente des Sub 37 sind ein wahrhaft opulenter Genuss. Der einzige kleine Kritikpunkt ist der, dass Moog die Drucktaster in der Größe schrumpfen musste, um sie alle unterzubringen. An der ein oder anderen Stelle muss man somit etwas genauer “zielen”.

Als extrem nützlich habe ich die “Mute”-Taster in der Mixersektion empfunden. Einzelne Klangquellen lassen sich so schnell an- und abschalten, ohne das Mischungsverhältnis zu ändern, um die anderen einer Prüfung unterziehen zu können. Das ist äußerst nützlich und eine Sache, die sich ähnlich am Korg Z1 findet, während mich am Access Virus immer wieder stört, dass ich nicht mal eben schnell Oszillator 1, 2, oder gar 3 vereinzeln kann.

Das Display ist ungewöhnlicherweise nicht zentral untergebracht, sondern links oben. Auch ist es anders aufgebaut, als die üblichen 2×16 Zeichen Displays. Ich persönlich empfinde es als äußerst angenehm, mal was anderes zu sehen, als die übliche Massenstandardkost.

Die Holzseitenteile (es dürfte sich um Esche handeln) waren hoffentlich vor der Fertigung auf rund 10 % Holzfeuchte heruntergetrocknet. Andernfalls würde ich ob der Nuten und Passungen mit den Aluminiumteilen erwarten, dass Schwundrisse entstehen werden.

Zwei Schwachstellen wies das von mir bespielte Ausstellungsstück auf. Das höchste D# war um etwa 5 Grad gegen die Vertikale geneigt, und die MIDI-Out-Buchse war außermittig montiert, so dass ich bezweifle, dass sich ein MIDI-Kabel tatsächlich hätte einstecken lassen. Insofern empfehle ich Käufern, die Hardware initial einem ausgiebigen Test zu unterziehen.

Presets

Der Sub 37 bietet jeweils 16 Klänge organisiert in 16 Bänken. Insgesamt stehen somit 256 Speicherplätze zur Verfügung. Bis Bank 9, Platz 6 sind diese bereits mit 134 Klängen vorbelegt. 122 Speicherplätze können somit für eigene Klänge genutzt werden, ohne dass Teile der mitgelieferten Klänge überschrieben werden müssen.

Auf der Frontplatte finden sich 16 Taster, über die die 16 Bänke und die jeweils 16 Programme direkt aufrufbar sind. Hier wäre auch einer meiner minimalen Kritikpunkte: Ein “Favoritenmodus”, in dem man auf die 16 Taster die am häufigsten benötigten Klänge legen kann, wäre super gewesen.

LFOs und Modulationsbusse

Die beiden LFOs sind jeweils in einer Modulationssektion untergebracht. Über einen Wahlschalter können die verschiedenen Wellenformen gewählt werden. In der sechsten Stellung jedoch, die mit “F. EG/PGM” bezeichnet ist, wird die LFO-Wellenform deaktiviert. Stattdessen kann man über das Menü eine Quelle (unter anderem Velocity oder Key Tracking ) wählen.

Jeder der beiden Busse kann bis zu drei Parameter steuern. Zwei davon sind hart verdrahtet (Pitch und Filter). Der dritte kann aus vorgegebenen Zielen gewählt werden, oder (in der letzten Stellung) einen über das Menü auswählbaren Parameter (wie beispielsweise Hüllkurvenzeiten) steuern.

Über das Menü kann zusätzlich festgelegt werden, wie stark die Steuerinformationen über das Modulationsrad oder die Nachdruckstärke beeinflusst werden soll.

Wirklich sehr flexibel gelöst. In Asheville scheinen Ingenieure zu sitzen, die mit Leidenschaft zu Werke gehen.

Wenn dem Sub 37 etwas fehlt, dann ist es eine dritte Hüllkurve. Da es sich um einen monophonen Synthesizer handelt, sind Bass- und vor allem Leadsounds sein natürliches Habitat. Und für letztere fehlt mir die Möglichkeit, ein Vibrato einblenden oder Stab-Sounds erstellen zu können. Dafür kann man die Filter-Hüllkurve entleihen, aber sie dann eben nicht mehr exklusiv für den Filter nutzen.

Paraphonie

Der Sub 37 ist eigentlich monophon. Man kann ihn aber im “Duo Mode” betreiben, so dass man ihn auch zweistimmig spielen kann. Ich habe das ob der Kürze der Zeit nicht ausgiebig testen können, aber es ergeben sich dadurch Möglichkeiten für interessante Spieltechniken.

Klang

Auch wenn ich keinen direkten Vergleich anstellen konnte, würde ich behaupten, er klingt nicht nach Minimoog. Auch treffen die Werkpresets nur sehr bedingt meinen Geschmack. Andererseits klingt die Kiste unverwechselbar nach Moog. Sobald man am Filter und der Filterhüllkurve schraubt stellt sich unmittelbar der “Boah”-Effekt ein. Cremig, sahnig, wie auch immer. Bei Digitalkisten erlebe ich selten, dass mich bereits ein Oszillator alleine durch einen Tiefpassfilter gejagt beeindruckt. Hier ist das der Fall. Zudem klingt der Sub 37 bereits ohne Effekte sehr sehr gut. Bei Digitalkisten muss ich meist erstmal mit Effekten nachhelfen, damit der Klang Freude bereitet.

Preis

Durch den Dollarkurs sind die Preise für Moog-Synthesizer kürzlich enorm angestiegen. Gab es den Minimoog Voyager XL vor kurzen noch für rund 4600 €, sind mittlerweile knapp 6000 € fällig. Der Sub 37 stieg von rund 1500 € auf 1800 €. Viele Käufer werden also abwarten, wie sich der Euro-Kurs weiter entwickelt.

Fazit

Unter den Phattys ist der Sub 37 jedenfalls das Gerät, das am meisten Spielfreude verspricht. Logischer Aufbau, fast alles in direktem Zugriff, phantastisch klingende Oszillatoren und Filter, sehr schönes Design. Wenn das Gerät im Moment nicht so teuer wäre, würde ich es jedem Synthesizerenthusiasten wärmstens ans Herz legen. Alternativ kann man natürlich abwarten, bis die ersten Sub 37 auf dem Gebrauchtmarkt erscheinen.

Resourcen

Polyrhythmik in klassischer europäischer Klavierliteratur

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Man kann Musik unterteilt sehen in die Bestandteile

  • Melodie
  • Harmonie
  • Klang
  • Rhythmik

Die Rhythmik habe ich bewusst an die letzte Stelle gesetzt, denn sie ist in der europäischen Musikkultur eher schlecht verankert. Die übliche Popularmusik besteht aus Takten zu vier Viertelnoten. Selten kommt es zu fünf (mir fallen Stücke ein wie »Take Five« von Paul Desmond oder »Living in the past« von Jethro Tull) und noch seltener zu sieben Viertelnoten (wie in »Infinite Space« von Emerson, Lake, and Palmer). Allgemein gesprochen tun wir uns mit ungeraden Metren (¾-Takte mal ausgenommen) generell schwer.

Selbst wenn man im 4/4-Takt bleibt tun sich Durchschnittsmusiker bereits beim Auftreten von Triolen schwer, und bei Quintolen muss man die Komfortzone bereits so weit verlassen, dass man an den Rand der Panik gerät. Angeblich hat Joe Zawinul einmal in einem Interview behauptet: »Ich höre einen europäischen Drummer aus 10.000 anderen heraus.«. Und noch viel schwerer tun wir uns in Europa mit der Polyrhythmik.

Die gängige Notenschrift leistet ebenfalls ihren Beitrag dabei, dass rhythmische Ideen schwierig zu portieren sind. Früher oder später stolpert man als Pianist über schwierig zu verstehende polyrhythmische Passagen in klassischen Werken wie in Ludwig van Beethovens »32 Variationen c-moll« oder Sonata N° 8 Op.13 in c-Moll[1], Fryderyk Franciszek Chopins e-moll-Prélude oder Nocturne Op. 9 N°. 1 oder auch Claude Debussys Arabesque No. 1 (Ciccolini).

Hilfestellung zum Selbststudium findet sich im PDF »Klavier spielen – Zwei gegen Drei – Anmerkungen und Übungen zu polyrhythmischem Spiel???«. Hier finden sich auf wenigen Seiten wertvolle Hinweise, Polyrhythmik in der Klavierliteratur richtig interpretieren und wiederzugeben zu können.

Das Dokument löst allerdings nicht das viel grundsätzlichere Problem, nämlich dass wir in Europa die Rhythmik nicht verinnerlicht haben. Wer sich damit auseinandersetzen will, benötigt einen systematischeren Ansatz.


[1] Hier hat sich übrigens auch Jethro Tull bedient, zu finden im Livemitschnitt »By Kind Permission Of« auf dem Album »Living in the past« von 1972.

Jordan Rudess und Marco Parisi auf der Musikmesse 2015

Ich war nicht auf der Messe. Alleine für diese Veranstaltung aber hätte es sich gelohnt. Die Werbeblöcke für Korg und die Online-Bibliotheken denkt (bzw. hört) man sich natürlich weg. Selten bekommt man zwei wirklich gute Keyboarder so direkt mit so unterschiedlichen Sounds ab.

Im Korg-Forum klagt allerdings jemand:

They must be something wrong with my Kronos, it sounds nothing like theirs.

Üben, üben, üben, sach ich mal ganz frech :) . Vor allem die Sache mit den Controllern. Was man sehr schön sehen (und vor allem hören!) kann ist, dass ein Joystick ein sehr viel feiner nuanciertes Spiel ermöglicht als traditionelle Räder. Allerdings stört mich, dass man das Vibrato somit leider nicht auf ?-Position oder ähnlichem stehen lassen kann, da sowohl der Roland-Jammerhaken als auch der Korg-Joystick beim Loslassen automatisch in die Ruhestellung zurückkehren.

Ich würde daher gerne an jedem Synthesizer eine Kombination aus beidem sehen, wie es mein mittlerweile recht betagtes Roland A-50 Masterkeyboard oder auch der eben erst angekündigte Roland JD-XA bietet.