Category Archives: Music

Anything that belongs to (making) Music

Techniken des (Orgel) Übens

Playing the piano

Aus verschiedenen Quellen suche ich derzeit einige Übetechniken zusammen, die ich zum Einsatz bringen möchte. Die meisten davon sind nicht instrumentenspezifisch.

Motivation

Wenn sich Menschen die Zeit nehmen, ein Musikstück zu hören, so möchten sie es genießen. Wenn ich der Instrumentalist bin, habe ich somit die Aufgabe übernommen, für genau diesen Genuss zu sorgen. Ohne diese starke intrinsische Motivation wüsste ich nicht, wie ich die enorme Energie zur harten Übearbeit aufbringen sollte.

Da ich mit dem Üben sehr viel Zeit verbringe, muss das Üben mindestens genauso viel Spaß machen wie hinterher die Aufführung. Den Übevorgang betrachte ich daher mittlerweile als willkommene Meditation in Stunden der Freizeit.

(Fern)ziel

Derzeit ist es ein enormer Unterschied, ob ich Jazz spiele oder barocke Literatur.

Bei ersterem spiele ich locker und unbeschwert. Ich habe eine Melodie, eine Harmonie oder eine Rhythmik im Kopf und mein Bewegungsapparat überträgt sie automatisch auf das Instrument. Währenddessen kann ich dabei zuhören und dadurch das Spiel kontrollieren.

Ziel ist es somit, auch die Literatur so gut einzustudieren, dass der Bewegungsapparat vollkommen automatisiert die Musik spielt, die in meinem Kopf abläuft. Es ist daher nur konsequent, dass es nicht nur im angelsächsischen Raum üblich ist, die Stücke komplett auswändig vorzutragen.

Jon Laukvik hat es sehr schön zusammengefasst:

Der Übeprozeß führt, spieltechnisch gesehen, vom bewußten Tun zum unbewussten Geschehenlassen.

Fragmente bilden

Eine der wichtigsten Techniken, die ich neuerdings anwende, ist das Zerlegen des Stückes in kurze Fragmente. Die Länge der einzelnen Fragmente wird natürlich vom Schwierigkeitsgrad des Stückes abhängen. Grundsätzlich dürfte aber eine Länge von vier bis acht Takten eine gute Richtgröße darstellen.

Jon Laukvik empfiehlt, die Fragmente überlappend zu bilden, damit auch gleich die Übergänge von einem zum nächsten mitgeübt werden kann.

Außerdem achte ich darauf, dass die Fragmente immer aus vollständigen Takten bestehen. Notfalls füge ich bei Auftakten Füllnoten ein, so dass ich das Fragment nahtlos in Schleife mehrfach hintereinander im korrekten Puls üben kann, ohne abzusetzen.

Die Konzentration lässt nach wenigen Durchläufen sehr schnell nach. Mehr als vier bis fünf Schleifendurchläufe pro Fragment übe ich daher nur noch in Ausnahmefällen. Stattdessen gehe ich zu einem anderen Fragment, dann zu einem weiteren, und komme dann wieder zum zuerst geübten zurück. Um das Kurzzeitgedächtnis zu überlisten wähle ich dabei inzwischen eine zufällige Reihenfolge der Fragmente, eine Technik, die ich in »Optimal üben« fand. Gleichzeitig achte ich darauf, jedes Fragment mehrmals pro Übesitzung zu üben, also nicht nur einen Durchlauf, sondern später erneut.

In mehreren Quellen fand ich auch die Empfehlung, die Fragmente vom Ende des Stückes her zuerst zu üben, da der Schlussteil andernfalls am wenigsten trainiert würde.

Fuß- und Fingersätze erarbeiten

Bei der Applikatur befinde ich mich in einer argen Zwickmühle. Zu Beginn des Übeprozesses weiß ich üblicherweise noch nicht, wie ich das Stück später einmal klingen lassen möchte. Also erarbeite ich erstmal einen Fingersatz, der ein weitestgehendes Legato ermöglicht. Dazu sind teils auch “Verrenkungen” wie Daumenuntersätze nötig. Jetzt beginne ich mit der Automatisierungsarbeit.

So wie ich das Stück besser kennenlerne, fange ich unter musikalischen Gesichtspunkten an, einzelne Noten kürzer als ihren Nennwert zu spielen, Ornamente wie Triller einzubauen und so weiter. Dadurch verändert sich leider der Fingersatz, der bereits automatisiert ist. Ich verliere also ein wenig des bereits geübten und muss es erneut automatisieren.

Ich gehe übrigens mit den “magischen Zahlen” im Notentext sparsam um. Fingersätze schreibe ich an Stellen, an denen eine Stimme einsetzt und an Stellen, bei denen der Fingersatz von der natürlichen Reihenfolge abweicht. Bei Daumenuntersätzen und Ähnlichem schreibe ich auch an die Note davor und danach den zu verwendenden Finger. Bei Trillern, die auf der Sekunde beginnen, schreibe ich den Finger in Klammern.

Langsam üben

Hieran versuche ich mich gerade zu gewöhnen – langsam üben. Jon Laukvik weist auf Seite 105 darauf hin, wie wichtig diese Technik für das Automatisieren der – korrekten – Bewegungsabläufe ist. Mir fällt es im Moment extrem schwer, das Tempo so stark zu drosseln. Laukvik empfiehlt übrigens auch im späteren Übestadium immer wieder mal langsam zu üben, sogar noch am Tag vor der Aufführung.

Mit Metronom üben

Ich habe viele Spieltische gesehen, aber sehr selten (wissentlich überhaupt nicht) ein Metronom. Sobald die Mechanik halbwegs läuft übe ich eine Weile mit Metronom. Ich habe dadurch immer wieder haarsträubende rhythmische Fehler ausmerzen können. Andererseits setze ich es auch schnell wieder ab, sobald ich mich sicher fühle, um mich nicht abhängig davon zu machen.

Übeaspekt wählen

Für jede Übesitzung sollte ich mich künftig für einen bestimmten Aspekt (ein “Ziel”) des Übervorgangs entscheiden. Zu Anfang der Erarbeitung eines Stückes wird es natürlich primär darum gehen, die richtigen Tasten zum richtigen Zeitpunkt zu drücken und wieder loszulassen. »Optimal üben« enthält allerdings eine Reihe von neuen Ideen für das fortgeschrittene Übestadium (wie beispielsweise verschiedene Variationen eines Fragmentes auszuprobieren), um die Spielsicherheit zu steigern.

Augen schließen, auswändig spielen

Je länger die Passagen sind, die man unabhängig von den Noten spielen kann, desto besser für den Fall, dass man beim Vortrag mal den Kontakt zu den Noten verliert. Vor kurzem habe ich daher begonnen, beim Wiederholen von Fragmenten gelegentlich die Augen zu schließen. Allerdings muss ich dabei höllisch aufpassen, mit dem vorhergesehenen Fingersatz weiter zu arbeiten, und nicht versehentlich einen anderen zu verwenden. Diese Technik darf ich daher nicht zu früh einsetzen.

Berg abbauen

Vor mir liegt sehr viel Arbeit, nämlich das Üben üben. Letztlich muss ich mein komplettes bisheriges Repertoire erneut üben, um es zuverlässig zu beherrschen. Denn ich muss sehr viele Dinge, die sich durch die beisherige mangelhafte Übetechnik eingeschliffen haben, wieder ausbügeln.

Ich bin gespannt, ob ich das durchziehen werde.

Weitere Quellen

Quellen zum Thema »Orgel üben«

Czerny Opus 821 Nr 1

Vor ein paar Wochen habe ich während eines kleinen Vortrages zweimal den Kontakt zu den Noten verloren, weil ich kurz auf die Tastatur schaute. Das Resultat ist die Horrorvorstellung eines jeden Musikers – nämlich das Aussteigen aus dem Stück.

Wie kommt es dazu, obwohl ich doch seit nurmehr gut zweieinhalb Jahren sehr viel Zeit in das Erarbeiten der Stücke investierte?

Falsche Übetechnik, so die triviale Antwort. Ich arbeite nach wie vor mit der Technik der rohen Gewalt, indem ich die Stücke immer wieder im Zieltempo von vorne bis hinten durchspiele. So lässt sich ein zuverlässiges Beherrschen der Stücke kaum bewerkstelligen, zumindest nicht mit absehbarem zeitlichen Aufwand.

Dass ich meine Übetechnik dringend professionalisieren sollte, weiß ich schon länger. Zum Übevorgang selbst fand ich allerdings erstaunlich wenig Informationen, die mir weitergeholfen hätten. Daher seien hier Quellen gelistet, die ich derzeit verwende, um eine bessere Technik zu erarbeiten.

Aus diesen Quellen gilt es jetzt, für mich geeignete Techniken zusammenzusuchen und anzuwenden, soweit noch nicht erfolgt.

Les Vespérales 2018

Yesterday the program of this year’s vespers, which is the 7th season BTW, was published. Once again we’ll travel to Wissembourg each sunday to listen to the outstanding sound of the Dubois organ. Thanks to all involved in the organisation of the events.

My worst performance ever

SAMSUNG CSC

Today I once again performed at the Dubois organ for some familiy members. Compared to 2015, 2016 and 2017, I felt relatively calm and well prepared. I played the program of about 35 minutes at home two days ago, yesterday, and one of the pieces this very morning at the target instrument. Not to mention the on-site practice sessions during the last couple of weeks.

Surprisingly, it turned into the worst performance I ever did – I lost contact to the sheet music two times. One time I had to resume the pièce, the other I finished a section a couple of bars earlier as intended. This very eve is the occasion to reflect what issues led to this situation.

  • Despite many practicing hours, I do not cope perfectly with the pieces yet.
  • The instrument is different than my practising instrument, so additional distractions happen every now and then.
  • The two points are based on my lack of professional practicing habits.

Interestingly, the pieces I play the longest failed most, whereas pieces I thought could fail worked better than expected. Here’s what I played this year:

  • Abraham van den Kerckhoven (1618-1702) – Cocquiel-Manuscript (1741) – Prelúdium & Fúga (en Ré mineur) – screwed up completely
  • Johann Pachelbel (1653-1706) – Chaconne (en fa mineur) – minor imperfections
  • Louis-Nicolas Clérambault (1676-1749) – Premier Livre d’Orgue – Suite du lle Ton (en sol mineur, 1710)
    • Plein Jeu – minor imperfections
    • Duo – minor imperfections
    • Basse de Cromorne – screwed up completely
    • Récit de Nazard – minor imperfections
    • Caprice sur les Grands Jeux – minor imperfections
  • François Couperin (1668 – 1733) – Messe a l’usage des Paroisses (en sol mineur, Paris 1690) – Benedictus (Chromhorne en taille)

Ettlinger Orgelfrühling 2018 – Helmut Deutsch

Ein mit bis zu 30°C sehr heißes Aprilwochenende neigt sich dem Ende zu.

Heute Abend hat Helmut Deutsch den Ettlinger Orgelfrühling 2018 eröffnet. Er spielte die barocke Musik auf der Stieffell-Chororgel, den Rest des Konzertes auf dem Instrument von Matz & Luge. Das Programm:

  • Johann Sebastian Bach (1685-1750) – Fantasia in G-Dur aka Pièce d’Orgue (BWV 572) – Très Vitement, Gravement, Lentement
  • Johann Pachelbel (1653-1706) – Partite sopra il corale »Was Gott tut das ist wohlgetan«
  • Olivier Messiaen (1908-1992) – Livre du Saint Sacrement – Méditation Nr. X – «La Résurrection du Christ»
  • Olivier Messiaen (1908-1992) – Pourquoi cherchez-vous parmi les morts Celui qui est vivant
  • Sigfrid Karg-Elert (1877-1933) – Aus 66 Choralimprovisationen Op. 65 Nr. 26 – »Jesu hilf siegen, du Fürste des Lebens«
  • César Franck (1822-1890) – Grande pièce symphonique Op. 17

Ich bin ziemlich beeindruckt. Eine solche Qualität werde ich als Laie niemals liefern können.

Orgel, Oboe und Flöte am Weißenburger Instrument

Heute durften wir Pascal Reber (Orgel), Joëlle Stussi (Oboe) und Nathalie Cawdrey (Flöte) in Wissembourg hören. Hier das Programm:

  • François Couperin (1668-1733) – Messe pour les Paroisses – Offertoire sur les grands jeux
  • Giovanni Benedetto Platti (ca. 1697-1763) – Sonate en trio en Sol Majeur
  • Johann Sebastian Bach (1685-1750) – Schmücke dich, o liebe Seele (BWV 654)
  • Georg Philipp Telemann (1681-1767) – Sonate en trio en la mineur
  • Johann Gottfried Walther (1684-1748) – Concerto en si mineur
  • Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788) – Sonate en trio en ré mineur

Die drei Musiker waren offensichtlich sehr gut vorbereitet und haben ein Konzert geboten, dass uns noch lange in bester Erinnerung bleiben wird.

Georg Böhm – Vater unser im Himmelreich

Im Bachwerkeverzeichnis sind drei Bearbeitungen des Luther’schen Chorals »Vater unser im Himmelreich« als BWV-760, BWV-761 und BWV-762 gelistet, wovon die ersten beiden inzwischen Georg Böhm zugeschrieben werden. Unter anderem hat Aldo Locatelli BWV-761 eingespielt.

Ich beschäftige mich derzeit mit BWV-760. Noten finden sich in einer weniger verzierten Fassung beispielsweise bei Breitkopf & Härtel als »Georg Böhm (1661-1733), Sämtliche Werke für Orgel« von Klaus Beckmann. Auch von Bernard Greenberg gibt es eine weniger verzierte Version auf musescore.com.

Zum anderen findet sich ebenfalls bei Breitkopf & Härtel »Georg Böhm (1661-1733), Sämtliche Werke für Tasteninstrumente« von Gesa (bzw. Johannes) Wolgast, die reich an Ornamenten ist. Das International Music Score Library Project bietet einen Scan der Ausgabe von 1927 an. Das Stück findet sich in Band 2 auf Seite 136. Menno van Delft hat das Werk an einem Instrument von Arp Schnitger ziemlich beeindruckend eingespielt.

Auf bach-cantatas.com finden sich verschiedene Melodiefassungen des Chorals, darunter ein Abzug des Werkes von Böhm, in dem die Melodietöne farblich hervorgehoben sind.

Die Pedalstimme besteht ausschließlich aus durchlaufenden Achtelnoten. Auch in der linken Hand finden sich viele Achtelnoten, die den Puls des Stückes stützen. Nur an wenigen Stellen finden sich ein paar Sechzehntelnoten. Die Solostimme der rechten Hand setzt am Ende des sechsten Taktes ein. Hier finden sich zahlreiche Ornamente wie Triller, Mordente, Vorschlagnoten und Umspielungen, die nicht einfach zu verstehen sind. Beim Üben kommt es sehr leicht vor, dass ich im Pedal – fast im wahren Sinne des Wortes – “aus dem Tritt” komme, also den durchlaufenden Puls verliere. Die Sechzehntelnoten interpretiere ich ternär – für mich ist das Stück ein gutes Indiz dafür, dass Notes inégales – »Die ungleichen Geschwister« auch den Komponisten im deutschen Sprachraum bekannt waren.

Ich bin gespannt, ob ich das Stück konzerttauglich hinbekommen werde.

Orgelschule zur historischen Aufführungspraxis – Jon Laukvik

Auf knapp dreihundert gleichermaßen großformatigen wie kleingedruckten Seiten liefert Jon Laukvik in Band 1 jede Menge Informationen zu Barock und Klassik. Ich habe die Version mit beiliegendem Notenheft erworben, in dem die nicht ganz so leicht zu beschaffenden Beispiele abgedruckt sind.

Ich konnte gestern nur kurz einen Blick hineinwerfen. Als Autodidakt konnte ich bereits die ersten Erkenntnisse gewinnen, sowohl in Bezug auf Aspekte, die mich in meiner bisherigen Arbeit bestätigen, als auch Dinge, die ich bisher überhaupt nicht berücksichtigt habe.

Besonders freue ich mich über die Hinweise zu den Messen von Clérambault, an deren Interpretation ich jetzt schon eine ganze Weile feile.

Ich habe ob des Preises von 75€ lange mit dem Kauf gezögert. Um so mehr freue ich mich, das Werk endlich vorliegen zu haben.

KEBU on Analog Synthesizers

20170330_KebuImTollhaus

In this TEDx Talk, KEBU discloses some points why he prefers analog synths for his music. He mentions three major reasons which I’d like to second:

  • Sound: Compared to digital synthesis, each note (and even voice) on analog machines sounds slightly different, and the sound also changes depending on further parameters, like the temperature or age of an instrument. Some digital synths try to emulate this, e.g. by slightly detuning the oscillators over time or notes at each keypress. But I’ve barely heard convincing results so far. Thus I really like his example comparing digital and analog drum machine sounds.
  • Feel: He mentiones the unreliability and latency of software. Yes, it is phantastic what one can do nowadays with digital studio software (and I doubt there are many people who wanted to dismiss software completely). On the other hand, physical devices provide dedicated hardware controls. I meanwhile even prefer devices with keybeds of their own over rack mounted or desktop synths.
    One further issue is latency. I exclusively played digital synths during the 90ties. When I first touched an analog machine (the Roland SH-101), it felt completely different. There was an immediate response on each keypress. It’s quite interesting how a couple of milliseconds of latency impact ones playing.
  • Limitations: Removing options removes distraction, leading to focus and more creativity.

Der Notenanzeiger – zurück zum Papier

Von 2015 bis zum Sommer 2016 bestand mein Repertoire noch aus wenigen Stücken, die nicht länger als drei Seiten waren. Ich hatte sie ausgedruckt und nebeneinander aufs Notenpult gestellt. Das war zum Spielen praktisch, die Zettelwirtschaft erfordert früher oder später aber letztlich doch ein geeignetes Ablagesystem.

Inzwischen habe ich mich an drei längere Werke von sechs, acht und zehn Minuten gewagt. Die Noten bestehen jetzt aus deutlich mehr als drei Seiten. Ich habe die Stücke, nachdem die Fingersätze erarbeitet waren, ausschließlich mit einem Tablet, das annähernd A4-Größe bietet, gespielt. Es war initial nicht ganz einfach, eine funktionierende Werkzeugkette aufzubauen. Liegen die Noten aber endlich digital auf dem Tablett, komme ich bisher ganz gut damit zurecht. Vor allem bei längeren Werken finde ich das Umblättern am Tablet deutlich einfacher als physische Noten umzublättern. Allerdings gibt es immer wieder Noten, bei denen man weder mit Papier noch mit dem Tablet geeignete Stellen zum Blättern findet. Teilweise habe ich mittlerweile Stücke neu gesetzt, damit ich Einfluss auf diejenigen Stellen nehmen kann, an denen Umgeblättert werden muss.

Nach wie vor habe ich aber auch zwei- und dreiseitige Werke, bei denen es im Spielverlauf nahezu unmöglich ist, umzublättern. Das gilt vor allem für das Caprice sur les Grands Jeux von Clérambault, bei dem man mit dem Spielen derart beschäftigt ist, dass an ein Umblättern nicht zu denken ist.

Ich habe mir daher via epubli.de mein derzeitiges Repertoire in ein Büchlein drucken lassen. Zweiseitige Stücke liegen jetzt grundsätzlich auf einer Doppelseite, so dass Blättern komplett entfällt. Von dreiseitigen Werken habe ich nur die ersten beiden Seiten auf eine Doppelseite drucken lassen. Die dritte habe ich selbst ausgedruckt und mit Klebeband so eingefügt, dass ich sie zu Spielen ausklappen kann. Auch hier entfällt das Umblättern somit komplett.

Die längeren Werke habe ich auch in das Buch aufgenommen. Während ich aber mit dem Tablet so schnell blättern kann, dass der Spielfluss erhalten bleibt, gelingt mir das mit Papier überhaupt nicht. Ich werde also für längere Werke beim Tablett bleiben.

Obwohl ich ein Tablett mit ganz ordentlichem Display gefunden habe, ist der Kontrast des Druckwerkes, zumal das Papier matt ist und keinerlei Blend- und Spiegeleffekte auftreten, deutlich besser. Für einseitige Stücke werde ich daher ebenfalls beim Papier bleiben.

Michael Kaufmann an der Dubois-Orgel in Wissembourg

SAMSUNG CSC

Vor zwei Tagen hörten wir Michael Kaufmann am Weißenburger Instrument. Was soll ich sagen. Es war phantastisch.

Er bot uns ein breites Spektrum klassischer Musik. Neben Bach, Bartholdy, Mozart und Couperin auch weniger bekannte Komponisten wie Isfridus Kayser, Sixtus Bachmann oder ein Stück eines unbekannten Komponisten aus dem Ochsenhauser Orgelbuch.

Was uns aber am meisten aufgefallen ist war, dass er alle Stücke mit einem durchlaufenden Puls spielte. Er spielte die Stücke so, dass man hätte dazu tanzen können. Wahnsinn. Musik im besten Sinne. Voll der Lebendigkeit, voll des Rhythmus’ und voll des Temperamentes.

Nachdem wir beide nächste Woche verhindert sind, war es leider das letzte Konzert der diesjährigen Saison. Nächsten Sonntag wird es mit Gregorianik und Orgel ein letztes schönes Konzert geben, das wir leider nicht mitnehmen können. Allen Besuchern schon heute einen schönen Saisonabschluss.

Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei allen an der Organisation beteiligten und natürlich den Organisten bedanken. Es war der sechste Sommer in Folge, an dem wir unabhängig des Wetters allsonntäglich nach Weißenburg gepilgert sind. Das darf gerne so weitergehen :) .

Werke von Kerckhoven und Pachelbel

Heute vor zwei Wochen habe ich drei Werke von Kerckhoven und Pachelbel gespielt. Das Erarbeiten hat ein Dreivierteljahr in Anspruch genommen, und ich bin mit dem Resultat noch nicht ganz zufrieden. Während dieser Zeit habe ich mich intensiv mit den Stücken auseinandergesetzt und eine Menge gelernt.

Abraham van den Kerckhoven (1618-1702)

Die Musik des Organisten aus Brüssel ist zweifelsohne für französische Instrumente geschrieben. Gleichzeitig lassen sich aber auch deutlich die Einflüsse der norddeutschen Komponisten erkennen. Insofern kann er als Brückenbauer zwischen beiden Traditionen gelten.

Viele seiner Werke sind in einer handschriftlichen Sammlung von Jacobus Ignatius Josephus Cocquiel aus dem Jahre 1741 überliefert, die kurz als das »Cocquiel-Manuscript« bekannt ist. Im International Music Score Library Project findet sich davon ein moderner Notensatz.

Fantasia (in c)

Dieses Stück hatte ich bereits letztes Jahr gespielt. Es ist deutlich kürzer als die beiden nachfolgenden und findet sich als Nummer 352 im Cocquiel-Manuscript. Ich habe es, genauso wie François Houtart, mit einem Fond d’orgue, allerdings etwas schneller gespielt.

Fantasia (in d)

Das Stück findet sich als Nummer 356 im Cocquiel-Manuscript. Eine typische Klangfarbe eines französischen Instrumentes ist das «Cornet». Als Soloregister ahmt es das Blasinstrument «Zink», der bis ins Frühbarock hinein verbreitet war, nach. Das Register ist ziemlich aufwändig gebaut. Pro Taste besteht es aus fünf Pfeifen, die die natürliche Obertonreihe nachbilden (Grundton, Oktave, Quinte, Superoktave, Terz). Im Instrument steht das Cornet nicht mit allen anderen Pfeifen auf der Windlade, sondern ist erhöht direkt hinter den Prospektpfeifen angebracht, so dass es durch diese hindurch direkt in den Kirchenraum abstrahlen kann. Eine weitere Besonderheit ist, dass das Kornett nur im Diskant, also der oberen Hälfte der Tastatur, ausgeprägt ist.

Ich habe mir verschiedene Aufnahmen angehört, etwa die von Koos van ‘t Hul, Niels-Jan van der Hoek, Jacques van Oortmerssen oder Nico Declerck.

Da die Sechzehntelnoten, so sie binär gespielt werden, ziemlich hart auf den Hörer einprasseln, habe ich mich dazu entschieden, sie als Notes inégales zu spielen. Zudem versuche ich, das Cornet so zu spielen, als sei es ein Blasinstrument. Ich habe daher auch die Noten für meine Zwecke neu gesetzt, um sie leichter lesbar zu machen sowie Ornamente, Phrasierungsbögen, “Atempausen” und Fingersätze einfügen zu können.

Prelúdium & Fúga

Das Stück findet sich als Nummer 360 im Cocquiel-Manuscript. Einen großen Teil des Stückes bestimmen zuerst ruhige Achtel- und Sechzehntelnoten. Der folgende Teil setzt sich davon rhythmisch deutlich ab und ist rein manualiter gehalten. Das Stück endet in einem Schlussteil, der wieder dem ersten Teil ähnelt. Ich habe mir mehrere Aufzeichnungen angehört. François Houtart spielt das Stück komplett mit den Grands Jeux. Jos van Immerseel spielt es komplett ohne Zungen.

Im Gegensatz zu den beiden Aufnahmen habe ich mich auch hier dafür entschieden, die Sechzehntelnoten als Notes inégales zu spielen, was dem Stück eine komplett andere Prägung gibt. Für den ersten Teil verwende ich ein Plein Jeu im Hauptwerk und für den zweiten ein Grand Jeu im Positif. Für den Schlussteil kopple ich die Werke zusammen und nehme die 8′-Trompeten im Hauptwerk und im Pedal hinzu.

Johann Pachelbel (1653-1706)

Die Chaconne in f-Moll wird als Spätwerk des Nürnbergers angesehen und dürfte mit eines seiner populärsten Stücke sein. Ähnlich einer Passacaille basiert eine Chaconne auf einem Ostinato, einer sich ständig wiederholenden Tonfolge. Im vorliegenden Stück handelt es sich um die immer gleichen vier Töne im Pedal, die das Stück „zusammenhalten“. Dieses Ostinato wird nur an wenigen Stellen unterbrochen.
Darüber baut Pachelbel nacheinander insgesamt 22 verschiedene Variationen auf, von denen die meisten je einmal wiederholt werden.

Das Stück lebt von der Reduktion auf das Wesentliche. Über weite Strecken ist es nur drei-, manchmal nur zwei- oder gar einstimmig. Ich habe mich daher auch bei der Registrierung bewusst zurückgehalten. Im Pedal nehme ich nur einen 16′, im Hauptwerk Bourdon 8′ sowie Prinzipal 8′ und im Rückpositiv Bourdon 8′ und Flöte 4′. Allerdings wechsle ich recht häufig die Manuale.

Aufnahmen

Ich habe ein paar Aufnahmen vom Üben vorliegen. Keine davon ist jedoch so gut, dass ich sie ins Netz stellen würde. Ich hoffe, das irgendwann nachreichen zu können. Bis dahin muss ich noch an den Stücken arbeiten, damit ich sie wirklich sauber beherrsche.

Les Vespérales 2017

Today the program of this year’s vespers was published. And again I’ll travel to Wissembourg each sunday to listen to the outstanding sound of the Dubois organ. Thanks to all involved in the organisation of the events.

Kleines Konzert auf der historischen Dubois-Orgel in Weißenburg

Ich bin außerordentlich dankbar dafür, dass ich hin und wieder auf dem wertvollen Instrument in Sts Pierre et Paul in Wissembourg spielen darf. Man sagt den deutschen Instrumenten den „Silber-“ und den französischen den „Goldklang“ nach. Das Cornet, das Plein Jeu (Prinzipalplenum) mit der tiefliegenden Fourniture (Mixtur), die Zungenstimmen wie Cromorne (Krummhorn) und nicht zuletzt das Grand Jeu klingen deulich anders als deutsche Instrumente. Zudem ist das Instrument im Vergleich zu jüngeren Vertretern drei Halbtöne tiefer und ungleich schwebend gestimmt.

Im Mai letzten Jahres hatte ich einige Stücke für meine Familie gespielt. Heute Mittag hatte ich erneut die Gelegenheit dazu. Hier die Auswahl:

  • Abraham van den Kerckhoven (1618 – 1702) – Preludium & Fuga sowie Fantasia in d
  • Johann Pachelbel (1653-1706) – Chaconne in f-Moll

Beim Üben im April sind die Stücke recht gut gelaufen. Leider nicht so letzten Sonntag. Gestern lief es besser, aber noch immer nicht so, als dass ich mich für heute Mittag gut vorbereitet fühlte. Allerdings ist es immer wieder so, dass es dann doch klappt, sobald es darauf ankommt. Dass ich in der Hektik des Spiels ein paarmal die Tasten nicht ganz sauber getroffen oder die Fingersätze nicht im wünschenswerten Maße berücksichtigt habe gehört wohl mit dazu. Erstaunlich gut bin ich mit dem verhältnismäßig kleinen Pedal zurechtgekommen.

Das Erarbeiten der Stücke hat mir im vergangenen dreiviertel Jahr sehr viel Freude, aber auch viel Arbeit bereitet. Daher werde ich jetzt erstmal eine kleine Pause einlegen. Ich vermute allerdings, sie wird nicht allzulange dauern.

Kebu live im Tollhaus

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Auch wenn die Musik Kebus nicht ganz meinen Geschmack trifft, war es für mich als Synthesizerfetischisten doch ein Erlebnis, Ende März in einer Klangwand lauter Analoggeräte baden zu können – die Anlage hätte ruhig noch etwas höher ausgesteuert sein können.

Die Burg von Kebu ist wahrlich beeindruckend. Klanglich fand ich besonders den Alesis Andromeda A6 prägnant, ein Gerät, das ich bisher nicht sonderlich auf dem Radar hatte, zumal es schwierig zu programmieren gilt.

Edit: Inzwischen het er Mitschnitte ins Netz gestellt.

Girolamo Frescobaldi Complete

Girolamo Frescobaldi Complete box

Bisher hat mein Repertoire einen deutlich französische Prägung. Ich empfinde es allerdings als Mangel, keine einzige Toccata angefasst zu haben. Frescobaldi gilt als einer der Komponisten, der der Toccata zu einem ersten Höhepunkt verhalf.

Nach “L’Orgue Français” von Marie-Claire Alain habe ich mir daher die Einspielung des Gesamtwerkes von Girolamo Frescobaldi geholt. Das Paket enthält 316 Stücke für Cembalo, Orgel, Kammerorchester oder auch Vokal. Alle Stücke sind in professionellen Interpretationen eingespielt und für nahezu unverschämt kleines Geld erhältlich. Liebhabern klassischer Musik kann ich die Schachtel nur empfehlen.

Johann Pachelbel – Chaconne in F minor

Pachelbel_signature

A Chaconne and a Passacaille are very similar. Both use an ostinato theme throughout the piece. The Chaconne in F minor by Johann Pachelbel is one of his most famous works. The ostinato is a very simple one and appears as the pedal’s voice almost during the whole piece.

Above this ostinato, the piece consists of 22 variations, which often are repeated. Organ players like to use those to exhibit the various stops of an instrument, e.g. they add and remove stops at each variation.

For the – almost identical – opening and closing variation, many use the Diapason 8′. On french orgues, usually the Bourdon 8 is added. Vidas Pinkevicius and Ausra Motuzaite-Pinkeviciene do it this way, and so do I. I also follow their approach to alter the manuals during repeating variations.

In contrast to most organ players, I do not alter the registration throughout the piece, though.

It is assumed that it is one of the later works of Pachelbel. It’s kept quite simple. Most parts are written in a simple, monophonic, duophonic or triophonic manner. I keep the initial registration throughout the piece. I just swap the keybeds at times. For some repeating variations I play one with the diapason, the other with a combination of 8′ and 4′ flutes on the other manual. For others, I do not swap the manuals. Sometimes I play the left hand voice on one, the right hand voice on the other manual, depending on my pesonal taste. That’s enough sound alteration, and still lets the listener focus on the actual music instead of the many sounds a pipe organ typically has to offer. Additionally, I play it rather slow compared to recordings I know of. IMO this masterpiece begs for it. Pay attention to each particular 16th. Add ornaments like trills according to your taste. Slow down and accelerate the tempo where applicable. It’s rewarding and will unwrap the beauty of this composition.

L’Orgue Français – Marie-Claire Alain

Orgue Francais - Marie-Claire Alain

Trotzdem ich mich bereits seit einiger Zeit mit klassischer französischer Orgelliteratur beschäftige, habe ich erst kürzlich Marie-Claire Alain entdeckt. Ihr Lebenswerk, wie beispielsweise die aus 22 CDs bestehende Sammlung «L’Orgue Français», ist beachtlich. Vierhundertdreiundachtzig Stücke lang kann man die Leichtigkeit der Franzosen auf passenden Instrumenten eingespielt genießen.

Carmina Burana

CarminaBurana_wheel

Viele werden mit den »Carmina Burana« primär mit dem Orff’schen Werk verbinden. Der Ursprung ist allerdings (Zitat Wikipedia)

der Name einer Anthologie von 254 mittellateinischen, seltener mittelhochdeutschen, altfranzösischen oder provenzalischen Lied- und Dramentexten, die 1803 in der Bibliothek des Klosters Benediktbeuern gefunden wurde.

Neben Carl Orff haben sich auch weitere Musiker der Quelle bedient, unter anderem das Clemencic Consort, das unter diesem Namen 1992 drei CDs veröffentlicht hat. Dank moderner Kommunikationstechnik kann man sich das Ganze bequem über das Web anhören.